Kreiszeitung Syke vom 16.12.07
Nachts wenn alles schläft...
...startet Arthur P. Zapf zu seiner Stadtführung
Von Leif Rullhusen
Bremen. Wenn sich die engen und schummrigen Gassen im Schnoor leeren, die Budenbesitzer auf dem Weihnachtsmarkt
den letzten Glühwein ausschenken und sich die Nacht langsam über Bremen ausbreitet, beginnt das touristische
Programm von Arthur P. Zapf. Das startet der späten Stunde angemessen etwas unheimlich mit dem Ableben von
Bremens bekanntester Giftmischerin. "Die Enthauptung von Gesche Gottfried war eine Volkbelustigung und ein
echtes Volksfest", berichtet Stadtführer Zapf gleich zu Beginn seiner zweistündigen Tour durch die nächtliche City.
Seit fünf Jahren bietet der gebürtige Rheinländer und Bremer aus Leidenschaft die Führung fernab vom Tageslicht
an. Der Tour Guide bleibt noch kurz bei den Ereignissen des 21.April 1831: "30 000 Menschen nahmen auf dem Domshof
an der letzten öffentlichen Hinrichtung teil. Und die Stadt hatte damals nur 35 000 Einwohner. Heute erinnert ein
unscheinbarer Spuckstein im Pflaster - halb verdeckt von einem weihnachtlich geschmückten Glühweinstand - an die
Massenmörderin, die unter anderem ihre Ehemänner meuchelte. "Der ist tagsüber wegen der vielen Menschen auf dem
Markt gar nicht zu sehen", liefert Stadtführer Zapf ein erstes Argument für die ungewöhnliche Zeit seiner
Stadtführung. Weitere erschließen sich auch ohne viel Erklärungen. Die Atmosphäre zu dieser späten Stunde
ist ruhiger und auch ein wenig geheimnisvoller.
Und die Hansestadt verbirgt kleine Schätze, die das Tageslicht verbirgt. Wie zum Beispiel den nachgeahmten
Kreuzgang auf der Rückseite der Glocke. Selbst Bremern, die den beschaulichen Garten zwischen Dom und Konzerthaus
schon dutzende Male betreten haben, erschließt sich die besondere Architektur erst richtig bei nächtlicher
Beleuchtung. Mit dem Blick für das Verborgene und unauffällige durchstreift Arthur P. Zapf mit seinen Besuchern
den Schnoor, die Böttcherstraße, stattet Roland und Stadtmusikanten einen Besuch ab und verbindet dabei bekannte
und weniger bekannte Fakten und Geschichten mit Bremensien, die sich erst zu dieser fortgeschrittenen Stunde
zeigen. Die erfordern allerdings manchmal eine voyeuristische Ader der Teilnehmer, wenn der Stadtführer sie zum
Beispiel auffordert, einen Blick in die hell erleuchteten Fenster des Paula Modersohn - Becker Museums zu werfen.
Arthur P. Zapf schafft während der Tour zudem einen weit verbreiteten Irrglauben über die acht Leichen im
Bleikeller aus der Welt, berichtet vom einzigen Badewannenverleih der Stadt (Zapf: "Die wurden auf Wunsch auch
mit Badewasser angeliefert")und vom einstigen Bildungssenator Horst-Werner Franke, der Gerüchten zu folge seiner
unflätigen Worte in der Bürgerschaft so manches DGzRS -Spendenschiffchen gefüllt haben soll. Auch Kunstmäzen
Ludwig Roselius und die Bedeutung des Reliefs am Eingang der Böttcherstraße sind ein Teil des spannenden Rundgangs
durch das dunkle Bremen. Gern erzählt Zapf hierbei die Geschichte einer bayerischen Touristin, die sich ganz
besonders für ein Detail auf der Plastik interessierte.
Die Touren von Zapf und seinem Team finden auf Wunsch auch in plattdeutscher oder englischer Sprache und eben
auch zu durchaus ungewöhnlichen Zeiten statt. So startet die nächtlich Innenstadtführung derzeit erst
um 20.00 Uhr, nachdem die Buden des Weihnachtsmarktes geschlossen sind. "Sonst sind hier noch zu viele
Menschen unterwegs", begründet der Wahl-Bremer den späten Beginn im Advent. Anmelden müssen sich die
Teilnehmer nicht. Nur pünktlich sollten sie sein. Denn wenn die Domuhr am Abend acht Mal schlägt, beginnt
Zapf die Führung am Domportal.
Nicht nur für Butenbremer
Bremen ( ru ). Seit fünf Jahren bietet das ART.tours-Bremen-Team von Arthur P. Zapf Stadtführungen in Bremen an.
Die Themen sind vielfältig: "Vom Bierbrauern und Zigarrenmachern" (Ein Stadtbummel durch die Neustadt).
"Auf Entdeckungstour durch Finddorf", oder "Walle", der Hafen und die Kunst stehen unter anderem auf dem
Programm. Zudem umfaßt das Angebot sogenannte "offene Stadtführungen". Ohne Anmeldung reicht es einfach
zum genannten Zeitpunkt an dem Treffpunkt zu erscheinen. Selbst bei nur einem Teilnehmer findet die Tour
statt. Zu dieser Kategorie zählt die nächtliche Stadtführung, die nach der Adventszeit bereits wieder
um 18.00 Uhr am Portal des Domes beginnt.
Die nächsten Termine sind Sonntag, 29.Dezember und Samstag, 5.Januar. Auf Grund der Lichtverhältnisse
indet die nächtliche Innenstadtführung im Sommer nicht statt. Einzige Ausnahme: "Wenn sich Gruppen bei mir
anmelden, starte ich mit denen auch auf Wunsch um Mitternacht", erklärt Stadtführer Zapf.
Weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter: www.arttours-bremen.de.
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