Weserreport vom 23.3.2011
Bremen in 380 Varianten
Mit dem Stadtführer Arthur P.Zapf können Touristen und Einheimische was erleben
von Annica Müllenberg
Wer mit Arthur Zapf durch die Stadt geht, kommt sich ein wenig wie ein Detektiv vor. Das Skizzenbuch mit
feinen Bleistift- und Taschenzeichnungen von dänischen Landschaften liegt gleich neben dem Telefon, dass
nie aufhört zu klingeln. Arthur Zapf von ART.tours-Bremen ist eigentlich Künstler. Weil es jedoch viele
Menschen gibt, die malen, aber wenige, die dafür zahlen, musste er auch als Bäcker, Trockenbauer und Fliesenleger
arbeiten um seine Brötchen zu verdienen. Mittlerweile hat der Überlebenskünstler jedoch ein sicheres Standbein
gefunden, das seine Kreativität und Neugier fordert. Seit acht Jahren ist er Stadtführer, denn "Künstler schauen
gerne mal um die Ecke", erklärt der 55 jährige Bremer aus Leidenschaft, der in der Nähe von Mönchengladbach geboren wurde.
Es liegt an seinem wachen Geist und den gewitzt-poetischen Anekdoten, daß er Touristen gut mit seiner Verliebtheit
in die Stadt anstecken kann. Sein Wissen zieht er nicht nur aus sechs bis acht Meter Bremesien. Zapf macht
aus bierernster Historie bunt verpackte Entdeckungsreisen für Jedermann. Einem Detektiv gleich pirscht er
sich durch die Vergangenheit und kommt hin und wieder alten Viertel- und Achtelwahrheiten auf die Spur.
Stichpunkte genügen und Zapf bastelt für sechs bis 99 jährige, mit Rollator oder Kinderwagen,
Geschäftsleute und Jogger, tagsüber oder bei Mondschein auf platt oder Englisch die passende Tour.
Dann geht es durch verwinkelte Gärten, verwunschene Pforten und durch verschlagene Ecken der Stadtteile. Er
und sein zehnköpfiges Team bieten mittlerweile 64 unterschiedliche Führungen in 380 Variationen an.
"Selbst Ur-Bremer sind erstaunt, wie wenig sie ihre Stadt kennen", sagt Zapf, der Sachen gerne auf
den Grund geht. Auch die Geschichte eines Alt- Bremer Hauses hat er bis unter die letzte Diele erforscht.
Ein offenes Wesen, Entdeckergeist und Geduld gehören zu seinem Job. Der Marktplatz ist quasi sein
Empfangszimmer. Dort ist es zu jeder Zeit wuselig. Zapf muß also versuchen nur mit seiner Stimme
gegen Baulärm, Straßenbahngebimmel und Weihnachtsmarktklänge anzukommen. Zudem gibt es keine Anmeldepflicht
für die Touren. Ein Service der den Guides eine hohe Frustrationsgrenze abverlangt.
"Man wartet auch manchmal umsonst". Trotzdem steht es für Zapf fest: "Ich will in keiner anderen
Stadt Gästeführer sein. Bremen ist ideal, weil die 1.200 jährige Geschichte fußläufig und gut sichtbar
ist", sagt er, der selbst kaum noch aus der Stadt rauskommt und will. Schließlich lebt er dort, wo andere
Urlaub machen. Gibt es etwas Schöneres?
www.arttours-bremen.de
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