Weserreport vom 20.8.2010
Geschichtsjogging durch Bremen
Fit im Kopf und in den Beinen wird, wer bei der Stadtführung "Bremen am laufenden Band" teilnimmt.
Wer von Bremen mehr als die Stadtmusikanten kennenlernen will, sollte "Bremen am laufenden Band" mitmachen - die
etwas andere Stadtführung.
Angeboten wird der laufende Geschichtsunterricht, der eine von 61 verschiedenen Führungen ist, als grüne
Tour mit einer Prise Kultur und in städtischer Form mit grüner Beilage. Ich wähle die zweite Variante.
Christian Bäker, der Stadtführer der ART.tours-Bremen ist auch Fußballer. Sogleich kommen mir Bedenken
wegen meiner Fitneß, aber er beruhigt mich: "Ich passe das Tempo immer an die Teilnehmer an". Und schon
geht es los entlang der Weser in Richtung Stephani-Kirche. Schon tausendmal entlanggelaufen, war mir doch
ein unscheinbares Detail entgangen. Die Promenade ist mit Steinen im Fischgrätenmuster gepflastert. "Im Rahmen
des Expoprojektes 'Stadt am Fluß' wurde es von belgischen Arbeitern gelegt", erklärt der Stadtführer. Das Lauftempo
läßt Entfernungen verschwimmen. Erstaunlich schnell gelangen wir in die Überseestadt. Hier ist eines
der größten Bauprojekte Europas angesiedelt. Wer hier welche Bauvorhaben und wofür durchsetzt kann ich mir
bei der Informationsfülle kaum merken. Obwohl es heißt, Bewegung macht den Kopf frei. Während mich meine
Füße Meter um Meter durch die Hafenanlagen tragen, staune ich, wie Geschichte und Moderne hier eindrucksvoll verschmelzen.
Im Schuppen I sollen Lofts mit eigenen Carports entstehen. Man kann das Auto im Fahrstuhl bis an die Haustür fahren.
Obwohl noch nicht gebaut wird, sind alle Wohnungen schon verkauft, weiß Christian. Der Hafen protzte aber auch schon
in der Vergangenheit mit Superlativen. Der Turm der Roland-Mühle war zeitweise der höchste Industriebau
Europas. (Französische Truppen und der höchste Turm Europas).
Inmitten von Baukränen und Silotürmen, gegenüber vom Großmarkt, bäumen sich trotzig drei grüne Hügel
auf. Eine Oase mit kleinem Teich, an dem sich sogar ein Graureiher verirrt hat. Vom Hügelrücken hat man
einen tollen Ausblick über die Überseestadt. Der perfekte Ort für eine kleine Verschnauf- oder Dehnungspause. Bäker hingegen plaudert munter weiter. Er hat das Sprechen während des Laufens über mehrere Monate lang trainiert. Ein Kilometerzähler würde sich bei Ihm lohnen.
Frisch gestärkt geht es danach federnden Schrittes in Richtung Walle. WO heute Häuserschluchten an
kahlen Straßen stehen, blühte einst das Leben, wie im Viertel. " Die Nordstraße war mit Altbremer
Häusern gesäumt. Wie am Steintor gab es Kleinkrämerläden und Gaststätten", erklärt der 23 jährige, studierte
Kulturwissenschaftler. An die prachtvolle Allee in der Elisabethstraße erinnern nur noch vereinzelt schicke
Jugendstil-Bürgerhäuser. Einige Ecken weiter in der Wohnanlage der Heimstiftung steht die kreisrunde Ruine
des mit 61 Metern einst höchsten Wasserturms Europas. Heute sind von dem Koloß nur noch 3 Meter hohe
Mauern übrig. "Nach dem zweiten Weltkrieg waren 80 Prozent der Hafenanlage und des Viertels zerstört. Der Dom
war von hier sichtbar", sprudelt es ohne Unterlaß aus Christian hervor.
Eine Prise Natur und Erholung spendenden Schatten gibt es in Walles grüner Lunge. Wenige Minuten später stelle
ich erstaunt fest, daß wir schon wieder an der Stephani Kirche sind. Je näher das Ziel kommt, desto schneller
redet Christian. Als Napoleon mit seinen Truppen in der Stadt einmarschierte, erklärte er diese zum
französischen Department. Der Imperator wollte auf diese Weise den Engländern den Handel verderben.
Nach einer Stunde ist von Ermüdungserscheinungen keine Spur, dafür bin ich um viel Wissen reicher
Anmeldungen und Infos im Netz unter www.arttours-bremen.de oder unter Telefon
79011905. Die Tour kostet 9 ,- Euro
Annica Müllenberg
... zurück zum Seitenanfang
... zurück zur Presseseite