Weser Kurier Beilage zum Advent 2015, Presseartikel - ARTtours-Bremen - Weser-Kurier · Beilage Advent 2015

Einkaufserlebnis Pappelstraße



Den Stadtführer an der Seite:
Mit Arthur Zapf durch das Quartier



Verkehrsachse und Einkaufsstraße: Von den Vorteilen der Pappelstraße ist Arthur Zapf überzeugt. Er bietet unter anderem historische Stadtführungen durch Bremen an - und bei denen spielt die Pappelstraße eine wichtige Rolle. Zumal sie und ihre Seitenstraßen noch heute zahlreiche Details aufweisen, die Auskunft über die Geschichte der Hansestadt geben.

Ein Beispiel findet sich an der Ecke zur Illerstraße. Dort weist Zapf während eines Spaziergangs auf die Häuser hin, in die einst die "kleinen Leute" zogen. "In vielen Häusern, in denen heute eine Familie lebt, war früher die dreifache Anzahl an Bewohnern untergebracht", erzählt der Gästeführer. Trotz der dreifachen Bauweise sah kein Haus wie das andere aus, stets gab es Variationen in der Erkerform, in der Traufe oder einfach nur in der Farbgestaltung.


An einem Haus in der Delmestraße zeigt Zapf den Jugendstil der damaligen Zeit, der heute noch in vielen Gebäuden zu finden ist. Neben den typischen floralen Gestaltungen im Putz,an Türen und Fenstern wurden auch gern Fachwerkelemente verbaut. "Zur Straßenseite wurden dieHäuser schön gestaltet, die Rückseite sah aber meist ganz anders aus", beschreibt Zapf die Potemkin'schen Dörfer der Zeit um die Wende des 20. Jahrhundert hin.

Die Entwicklung der Neustadt als Bremer Vorstadt begann im Jahr 1875 - mit der Eingemeindung in die Hansestadt. Bauspekulationen sorgten dafür, dass die Straßen schachbrettartig angelegt wurden, sodass Neuland unter den Investoren gerecht aufgeteilt werden konnte. Anfang des 20. Jahrhunderts erfüllte der Straßenzug bereits eine wichtige Funktion für die Bewohner der "neuen Stadt" Neustadt: Schneider, Bäcker, Friseure, Apotheker und Ärzte hatten sich bereits angesiedelt.

In der Weimarer Republik wurden zwar weiterhin eher kleine Gebäude statt großer Wohnblöcke errichtet. Die Not der Überbelegung führte aber schließlich dazu, dass die damals noch gewerkschaftseigenen Gewoba in die Friedrich-Ebert-Straße stadtauswärts größere Wohneinheiten errichteten.

"Zum 1. Mai waren fast alle Häuser beflaggt und man ging zum Schützenhof am Ende der Pappelstraße, um mit Tausenden anderen Bewohnern zusammen zu feiern", sagt Zapf und zeigt auf den Hochbunker in der Moselstraße, wo früher der Schützenhof stand. Die letzten Reste der dort angesiedelten "Sielers Festsäle" wurden bei einem Luftangriff 1942 zerstört.

Kompakte Achse

Die Pappelstraße, die früher bis nach Woltmershausen führte, wurde im Laufe der Jahrzehnte als West-Ost-Verkehrsachse und als Zentrum des neuen Stadtteils immer wichtiger. Zwar fließt noch heute der meiste Verkehr durch die Kornstraße und den Buntentorsteinweg, "doch diese Straßen waren zu lang, um sich als kompakte und vielseitige Straßenzüge zu etablieren", so Zapf. Die Pappelstraße hingegen wurde auch wegen ihrer baulichen Begrenzung durch die Langemarckstraße im Westen und der Friedrich-Ebert-Straße im Osten nach 1945 zum eigentlichen Zentrum der Neustadt. Der Verkehr wurde aber auch in der Pappelstraße irgendwann zu viel. Eine umfangreiche Verkehrsberuhigung mit neuer Pflasterung führte Ende der 1990er Jahren zu einer Entlastung. 30er- Zone, Lieferverkehr, Fahrradwege und Busse sorgen heute dafür, dass die Pappelstraße nicht als Rennstrecke benutzt wird und die Bewohner vor den Cafés und Pizzerien verweilen können.

Zapf hebt besonders die Lebendigkeit und Vielschichtigkeit der Neustadt insgesamt hervor, die es hier so lebenswert macht - sodass auch er seinen Wohnort vor ein paar Jahren vom Viertel in die Neustadt verlegt hat. "In der Pappelstraße ist es so, wie es in einer Straße sein soll. Man kann fast alles besorgen, ohne dafür ein Auto bewegen zu müssen", lautet sein Fazit.






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